„Let’s get work!“- Jugendarbeitslosigkeit und Diyarbakır/Amed

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Diyarbakır/Amed

„Diyarbakır? Wie bitte? Was?“ – So ungefähr war die Reaktion mancher der Teilnehmenden, als sie den Namen dieser Stadt im Südosten der Türkei (Nordkurdistan) zum ersten Mal hörten.

Was den meisten ebenfalls unbekannt war, wird oft als „Kurdenproblem oder -thematik“ bezeichnet und ist der politische Hintergrund dieser Region, in der sowohl Kurden, Armenier, Assyrer/Aramäer als auch Türken leben und in der es seit vielen Jahrzehnten immer wieder Spannungen gibt: Schon der Name der Stadt ist umstritten: Von der Türkei seit 1937 als Diyarbakır bezeichnet, verwenden viele der dort ansässigen Kurden den Namen Amed für sie – auch als Protest gegen die Namensgebung seitens des türkischen Staates.

Etwa 85 % der Bevölkerung dieser Millionenstadt sind Kurden oder verwandte Ethnien und für viele von ihnen gilt Amed als die inoffizielle Hauptstadt ihres Volkes. Doch nicht nur die geschichtlichen und politischen Umstände des Projektortes, sondern auch der eigentliche Inhalt von „Let’s get work!“, wie das Projekt hieß, waren nicht allen Teilnehmenden bekannt: Klar war vorerst nur, dass das Thema der spannenden Woche Anfang Oktober die Jugendarbeitslosigkeit sein würde und dass das Ganze von der EU im Rahmen des „Jugend-in-Aktion-Programmes“ gefördert wird.

Die deutsche Gruppe bildeten Jugendliche aus verschiedenen Städten der Bundesrepublik. Viele von ihnen kannten sich vorher noch nicht und hatten aus unterschiedlichen Quellen von dem Projekt der Kultur- und Art- Initiative Detmold e.V.³ erfahren. Trotzdem gab es etwas, das Evin, Helin, Matthias, Lennart, Lewon, Tani und Tini miteinander verband: Neben dem Interesse am Austausch mit fremden – und vermeintlich bekannten – Kulturen waren sie alle motiviert, sich mit anderen jungen Menschen aus den verschiedensten EU-Ländern (Dänemark, Italien, Kroatien, Litauen und Norwegen) gemeinsam Gedanken zum Thema Jugendarbeitslosigkeit zu machen. Und natürlich vereinte sie auch die Abenteuerlust, die man braucht, um sich auf eine derartige Erfahrung einzulassen.

Schon kurz nach der Ankunft im sommerlich warmen Südosten der Türkei, lernten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Projektes gegenseitig kennen. Was mit verschiedenen Kennenlernspielen anfing, ist oft zu Freundschaften geworden, die noch immer bestehen und von denen sich die Jugendlichen erhoffen, dass der Kontakt noch lange halten wird.

„Ich hätte nicht erwartet, so viele aufgeschlossene, interessante und nette Menschen kennenzulernen“, so Lewon Lutterkort, für den es das erste Mal, sowohl in der Türkei als auch in einer von der EU geförderten Jugendbegegnung, war. „Das eigentliche Thema der Jugendarbeitslosigkeit stand für mich nicht so sehr im Mittelpunkt – vielmehr habe ich mich mit den anderen Teilnehmenden ausgetauscht und auch eine Menge über die politische Situation des kurdischen Volkes gelernt.“

Wie auch andere Jugendbegegnungen der EU hatte „Let’s get work!“ zwei primäre Ziele: Einerseits die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Jugendarbeitslosigkeit – vermittelt durch Workshops, Spiele und andere Methoden der non-formalen Bildung, zum Beispiel einem simulierten Bewerbungsgespräch – andererseits ist der interkulturelle Austausch und die gegenseitige Vernetzung von Jugendlichen aus EU-Ländern und vielen benachbarten Nationen formuliertes Ziel des „Jugend-in-Aktion“-Rahmens.

Umgesetzt wurde dies vor allem auch durch viele gemeinsame Aktivitäten, wie zum Beispiel die „Nächte der Kulturen“, in denen die verschiedenen Ländergruppen ihre jeweiligen Traditionen und Bräuche, mitgebrachte Speisen und Getränke, ihre Tänze und ihre Musik auf lebendige Art und Weise präsentiert und den Anderen zugänglich gemacht haben. Auch Ausflüge in nahegelegene Orte standen auf dem Programm und natürlich wuchs die Gruppe besonders während der Freizeit immer enger zusammen.

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Schade war da vor allem, dass, wie Lennart Schneider es ausdrückt, „das Miteinander schon nach gefühlten drei und gezählten acht Tagen zu Ende war“. Doch wer weiß, wann man sich vielleicht schon wiedersehen wird… Zufällig – oder bei dem nächsten Projekt. Denn begeistert waren alle, und das nächste Projekt kommt bestimmt!

Fotos: Evin Acar

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