Helmut Kurt Porzsinszky – Die ehrenwerte G.m.b.H.

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Die ehrenwerte GmbH

Die ehrenwehrte G.m.b.H.

ein Gedicht aus dem Jahre 1980 – aus noch schlimmen, vergangenen Zeiten..

Man denkt, hört man Amerika, an Watergate, an Mafia.
Dies ist es was einer jeder kennt, Las Vegas und auch Disneyland.
Doch brauchst du nicht so weit zu reisen, du bekommst es zu den gleichen Preisen auch hier in diesem kleinen Land, nur ist es anders hier benannt.
Statt Disneyland gibt’s hier den Prater, der Regierungschef – ein Freund vom Carter, vertritt die gleichen Interessen, gepflegte Weine – kultiviertes Essen, Bungalows am Meer, einen tollen Wagen, ständig zu reden ohne viel zu sagen.
Die beiden sind nicht sehr verschieden, sie faseln ständig über Frieden.
Doch wie im Apfel sitzt der Wurm, ist’s hier die Ruhe vor dem Sturm.
Denn Watergate und Mafia, das heißt bei uns hier A.K.H.
Was hier so in der Zeitung steht, hat viel gemein mit Watergate.
Seit Tagen steht’s an erster Seite das A.K.H. „die Riesenpleite“.
Doch was da alles wird berichtet, das Dunkel um kein Jota lichtet.
Bei Gott, ich kenn‘ mich nicht mehr aus, leb‘ ich in einem Irrenhaus?
Wird ein Plebejer als Krimineller entlarvt, dann liest man, er wurde drakonisch bestraft.
Jongliert so ein Parasit mit Millionen, einigen hundert, möcht‘ ich betonen, dann kann man in der Zeitung lesen, ein Irrtum wäre es gewesen.
Sie horten, und das ist auch sehr fein, Gold in Massen in Liechtenstein.
Sie bestreiten den Luxus diplomatisch, das find ich äußerst demokratisch.
Es ist die feine „Demokratie“, wo der Staatsbürger nur ein „Arbeitsvieh“.
Dem Superhirn kann man nichts tun.
Er ist, wie schön das klingt, immun.
Sie feiern Orgien und Feste, die Gents mit blütenreiner Weste.
Trotz des Volkes Murren und Winseln, kaufen sie Yachten, Schlösser und Inseln.
Vor kurzem erst hab ich gelesen, zehn Millionen verbucht als Reisespesen.
Ich frag mich, wohin muss man da reisen?
Sicher, bei den heutigen Preisen, muss man schon etwas tiefer greifen.
Doch trotzdem kann ich es nicht begreifen.
Denn schließlich kommt man mit diesem Geld, hundert Mal rund um die ganze Welt.
Wo hat sich der herum getrieben?, auf dem Mond?, wär er doch dort geblieben.
Denn schließlich, es ist unbestritten, gibt’s hier genug der Parasiten.
Diese Gesellschaft diese „feine“, nichts andres als korrupte Schweine.
Steh‘ ich vor Gericht heißt’s jedes Mal, der Angeklagte ist asozial.
Bei diesen Millionendieben, hat niemand je sowas geschrieben.
Im Gegenteil – es wird bewundert, verschwinden Millionen  fünf-, sechshundert.
In der Zeitung kannst du später lesen, dass alle unschuldig gewesen.
Nie wird der Schuldige gefunden, dem Gericht die Hände sind gebunden.
Ein stinkender Morast, ein fauler Sumpf, das Schwert der Justitia leider stumpf.
Den kleinen Dieb mit ein paar Sünden, man hängt ihn, um lauthals zu verkünden, das Volk wird geschützt durch Recht und Gesetz, ein leeres, hohles, falsches Geschwätz.
Ein denkender Mensch das Gesetzbuch verlacht.
Ein Bankkonto hat die zehnfache Macht.
Wer klagt dich an? Wer sperrt dich ein?
Wenn du Konten hast in Liechtenstein.
In Mallorca ein Schloss, in Zürich ein Haus, bei Fürsten und Kaiser geht er ein und aus.
Yachten, Fabriken, eine eigene Jagd, „woher das alles?“, wird er gefragt.
Das Gesetz wird dich nur dann verschonen, hast du gehortet die Millionen.
Hast du schon irgendwo gelesen, ein Armer wär‘ immun gewesen?
Das gibt es nirgends auf der Welt.
Garantie für Immunität heißt Geld.
Genieß das Leben in vollen Zügen, finanzier’s durch Stehlen und Betrügen.
Doch niemals grabsche kleine Summen, das machen nur die armen dummen.
Verschieb Millionen, mit etwas Glück, ehrt man dich „für Verdienste um die Republik“.
Du glaubst nur in Amerika gibt’s Syndikat und Mafia?
Auch hier in unserm kleinen Land, hat sie die Wirtschaft in der Hand.
Es gibt auch hier diverse „Paten“ mit weißer Weste und Krawatten.
Im Fernseh’n sie bezaubernd lächeln, …Bild aus!, beginnen sie zu hecheln.
Wie Jagdhunde schnüffelnd nach Wild, leider sieht man das nicht im Bild.
Bei jedem Skandal hört man irgendwo, im Hintergrund: „Consultatio“.
Wer ist der Boss von diesem Laden, der deckt den Millionenschaden?
Der Steuerzahler, grenzdebil, macht gute Miene zum bösen Spiel.
Wie lang wird er es noch erdulden, ständig zu zahlen fremde Schulden?
Ist sein Geist denn wirklich so beschränkt, dass er nicht bald die Ketten sprengt?
Im alten Rom gab’s auch einmal für’s Volk nur Sklaverei und Qual.
Dann kam, was schließlich kommen muss, die Vergeltung, namens Spartacus.
Der räumte auf mit diesem Haufen, der Huren kannte nur und saufen.
Das Volksvermögen zu verprassen, den Pöbel für sich schuften lassen.
Den ganzen Tag nur Feste feiern, durch Politik das Ganze zu verschleiern.
Dem Volk nur Lügen aufzutischen, um ungestört im Trüben zu fischen.
Um diesen Saustall auszumisten, bemühen sich manche Terroristen.
Man unterschiebt diesen, ganz bewusst, als Motiv nur Abenteuerlust.
Mit dieser Ansicht liegt man schief.
Es gibt ein anderes Motiv.
Politik man dazu verwendet, das Volk total damit verblendet.
Sie machen es nur zu diesem Zweck, um leben zu können, wie die Made im Speck.
Für den Pöbel hat man, es ist gemein, ein Alibi fast lupenrein.
Man lässt sie im Glauben „das Gesetz Euch schützt“, weil jeder Ganove im Zuchthaus sitzt.
„Im Gefängnis, in dumpfen Zellen, bewahren wir die Kriminellen.“
Denn wer Gesetze nicht beachtet, jahrelang im Keller schmachtet.
Ein Mensch, der unbescholten ist, glaubt wohl, dass das die Wahrheit ist.
Doch ich bekenne hier ganz offen, schließlich bin ich selbst betroffen, kenn mich mit der Materie aus, vegetiere hier im grauen Haus.
Wo sind die wirklichen Verbrecher?, frag ich die Justiz, „des Volkes Rächer“.
Die, die dem Staat Millionen stehlen, und ihren wahren Beruf mit List verhehlen.
So einem bin ich nie begegnet, sind die vom Glück denn so gesegnet?
Doch sag ich Glück, klingt’s irgendwie, als sei Gesetz nur Lotterie!
Von den echten Ganoven wird abgelenkt, indem man statt diesen die kleinen hängt.


Helmut Kurt PorzinskyAutor: Helmut Kurt Porzsinszky

Ich bin 67 Jahre alt und Pensionist, ich bin geschieden, habe eine Tochter in Kärnten und eine schon wesentlich ältere in der damaligen DDR. Ich schreibe gerne Gedichte, Kurzgeschichten und über alles Mögliche.

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