Helmut Kurt Porzsinszky – Spaziergang im Zoo

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Spaziergang im Zoo

Spaziergang im Zoo

Ich ging in den Zoo um mich zu amüsieren, an Fischen, Vögeln und exotischen Tieren.
Denk ich zurück so muss ich sagen, der Besuch schlug sich auf meinen Magen.
Denn nie zuvor, zu keiner Zeit hab ich gesehen so viel Leid.
Wer Tiere liebt, glücklich und froh, der gehe niemals in den Zoo.
Denn er erkennt sofort – ich wette, ein Friedhof nur ist diese Stätte.
Keine Spur von Leben – arme Kreatur, vom Menschen vergewaltigte Natur.
Gibt’s etwas, was dem Menschen heilig?
Stellt er sich nur so unbeteiligt?
Zum Schmerz, den Andere erdulden, einst wird er zahlen all die Schulden.
Dann wird der Wechsel präsentiert, dafür, wie er sich aufgeführt.
Was ich geseh’n, möchte ich beschreiben, so grausam kann’s ein Mensch nur treiben.
Du kennst den Löwen, stolz und wild, wenn er in freier Wildbahn brüllt.
Dichte Mähne, ein Fell wie Seide, wahrlich eine Augenweide.
Doch was ich hier sah auf vier Tatzen, glich lungenkranken Siamkatzen.
Das war, wenn sie es mir gestatten, kein Löwe, nicht einmal sein Schatten.
Glanzlose Augen, schüttere Mähne, nicht eine Kralle, keine Zähne.
Das Schild „Nicht Füttern“ fehl am Platze, was willst du geben dieser Katze?
Fleisch kannst du keines rüber schmeißen,  womit sollt‘ diese es denn beißen?
Du müsstest sie schon sehr schön bitten, zu fressen Keks und Mannerschnitten.
Zu Furcht ist wahrlich hier kein Grund, der ist doch zahmer wie Nachbars Hund.
Der nächste Käfig, welch ein Jammer, gleicht einer alten Rumpelkammer.
Drinnen hausen fünf, sechs Affen, die Menschen durch die Gitter gaffen.
Ich steh‘ verwundert, bin versucht, zu ergründen, wer hier wen besucht.
Die Affen glotzen fad zurück, fast mit dem gleichen blöden Blick.
Man sagt der Mensch stammt ab vom Affen, dies Bild schien das Sprichwort Lügen strafen.
Es  scheint mir die Überlegung wert, ob es nicht etwa umgekehrt?
Der Affe leider kann nicht denken und trotzdem sollt man ihn nicht kränken, indem man gibt ihm nur zum Spaß, eine Banane aus Plastik. Gehört sich das?
Jedoch der Mensch ist schadenfroh, drum‘ geht er ja auch in den Zoo.
Ich würd‘ ihm nicht raten – die Kreatur, zu provozieren aus Spaß in der freien Natur.
Zu des Menschen Schande muss ich erzählen, ein wehrloses Wesen ist leicht zu quälen.
Ich geh ein Stück weiter, fort von dem Haufen um eine Rübe mir zu kaufen.
Denn gleich komm ich zu den bekannten, dickhäutigen, netten Elefanten.
Die hab ich besonders ins Herz geschlossen, mit dem langen Rüssel und den Ohren den großen.
Sie erkennen mich schon am Geruch, ich war schon öfter zu Besuch.
Ich bekomme jedes Mal zum Gruß einen zarten, feuchten Rüsselkuss.
Die Rübe schmeckt, ganz zweifellos, zum Dank kommt ein Trompetenstoß.
Ich liebe diese Rüsseltiere.
Nur was mich stört ist das Geklirre, von den Ketten an den starken Beinen.
Fast spür‘ ich’s selbst, ich könnte weinen.
Der Elefant spürt sicher auch den Schmerz, hat der Mensch denn keine Spur von Herz?
Jetzt kommt der Pöbel von den Affen, schon bleibt er steh’n, um hier zu gaffen.
Jedoch mein Lieblingsrüsseltier macht eine große Freude mir.
Füllt den Rüssel mit Wasser und mit Gefauche, bespritzt es die Menge – ich wünscht es wär Jauche.
Viel Traurigkeit hab ich geseh’n, bei diesem Zoo-spazieren gehn.
Der Mensch fürwahr ein „Unmensch“ ist, ob das im Sinne des Schöpfers ist?
Am jüngsten Tag, da wünscht ich mächtig, soll’n sein die Tiere stimmberechtigt.
Die soll’n den Menschen dann bestrafen und schlagen mit den eig’nen Waffen.
Dem „Mensch“ wünsch ich, weil’s ihm gebührt, dass ein Löwe dort den Vorsitz führt.
Als Beisitzende, möchte ich erwähnen, schlag‘ ich vor, Vipern und Hyänen.
Dann soll das gleiche ihm passieren, was er getan mit all den Tieren.
In einem Käfig soll er leben.
Besuch wird’s für ihn wenig geben.
Im Tierreich spricht sich schnell herum was der Mensch ist für ein Unikum.
Keine Laus wär scharf auf dieses Wesen, das einst der Herr der Welt gewesen.
Die Tiere führen jetzt das Steuer, verdammen dieses „Ungeheuer“.
Ein Gorilla nur mit hoher Stirn, mit Riesenmuskeln und Zwergenhirn, hat Mitleid mit dem armen Schwein, und legt ein Wort für dieses ein.
Auch wenn ich führe jetzt das Ruder, schäm‘ ich mich auch, ist’s doch mein Bruder.
Aus diesem Spruch zieh‘ ich die Lehre, dem Tier auch ihm – erweise Ehre!


Helmut Kurt PorzinskyAutor: Helmut Kurt Porzsinszky

Ich bin 67 Jahre alt und Pensionist, ich bin geschieden, habe eine Tochter in Kärnten und eine schon wesentlich ältere in der damaligen DDR. Ich schreibe gerne Gedichte, Kurzgeschichten und über alles Mögliche.

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