Wien (pts028/16.04.2013/14:20)
- Trend in Österreich geht in Richtung unlimitierte Sprachtelefonie und SMS-Bündelung
- Preisniveau in Österreich weiter sehr niedrig
- 100 Prozent der verkauften Smartphones und Tablets werden 2015 LTE-fähig sein
- 2016 wird eine Marktdurchdringung von 54 Prozent der LTE-genutzten Geräte bestehen
- Frequenzauktion bietet Chancen für Neueinsteiger in Österreich
Auch in den nächsten drei Jahren stehen die Mobilfunkanbieter trotz der Einführung des neuen Mobilfunkstandard LTE vor einer Durststrecke. Zwar wächst der Datenverkehr mit LTE europaweit und damit auch die Umsätze in diesem Segment. Dennoch bleibt es unwahrscheinlich, dass die Telcos langfristig höhere Preise für LTE-Dienstleistungen durchsetzen können, um damit die Erosion der Tarife aufzufangen. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der diesjährigen zwölfte Auflage der europaweiten Studie unter dem Titel „4G – going faster, but where?“ zu den aktuellen Herausforderungen der Telekommunikationsbranche. Die Studie wird jedes Jahr von der Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little in Kooperation mit der Investmentbank Exane BNP Paribas in 15 Ländern Europas durchgeführt.
Im Zentrum der Untersuchung steht dieses Jahr die Frage, ob es den europäischen Mobilfunkanbietern nach dem enttäuschenden Geschäftsjahr 2012 mit LTE-Diensten gelingen kann, diese Dienste zu einem margenträchtigen Geschäftszweig zu entwickeln. Vorbild der Branche sind hier die US-amerikanischen und asiatischen Mobilfunkanbieter, bei denen sich LTE zu einem profitablen Geschäft entwickelt hat.
Die Ausgangslage ist eigentlich sehr gut, denn der Wechsel zu 4G LTE ist für die europäischen Betreiber wirtschaftlich sinnvoll. Die 3G-Netze werden aufgrund der „datenhungrigen“ Verbraucher bereits bald an ihre Kapazitätsgrenze stoßen, die sich mit 4G LTE deutlich erweitern lässt. Die Kunden werden sich schnell an die höhere Geschwindigkeit gewöhnen und das Angebot an kompatiblen Smartphones und Tablets verbessert sich permanent. In Österreich werden 60-70 Prozent der Bevölkerung bis 2016 LTE zur Verfügung haben. LTE bringt mit Download-Geschwindigkeiten, die drei bis fünf Mal schneller sind (15-20 Mbit/s gegenüber 4-6 Mbit/s) und eine fünf Mal niedriger Wartezeit haben, einen besseren Service als 3G. Für den durchschnittliche Handynutzer in Österreich, der derzeit ungefähr 460 MB pro Monat nutzt, eine spürbare Verbesserung.
Preiserhöhungen kaum möglich
Dennoch ist es aus verschiedenen Gründen äußerst unwahrscheinlich, dass es den europäischen Mobilfunkanbietern gelingen wird, den Erfolg der US-Kollegen zu kopieren, zu hoch sind die Hürden. „Die europäischen Anbieter stehen vor verschiedenen Problemen, die diesen Wunschtraum zunichtemachen können: Die begrenzten Möglichkeiten für Anbieter, LTE zur Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen zu nutzen und der nach wie vor tobende, harte Preiskampf, machen es kaum möglich, Preiserhöhungen durchzusetzen“, so Dr. Karim Taga, Geschäftsführer Arthur D. Little Austria und Global Practice Leader des Bereichs TIME (Telekommunikation, Information, Medien und Elektronik).
„Zwar geht der Trend auch in Österreich klar in Richtung unlimitierter Sprachtelefonie und SMS Bündelung, aber diese muss nicht zwangsläufig zu einer Erhöhung des durchschnittlichen Umsatzes pro Kunde führen. Vielmehr findet in diesem Zusammenhand ein sogenannter ‚Re-Balancing‘-Effekt statt der Umsätze individueller Dienste (Sprache, SMS, Daten) zu einer Grundgebühr zusammenfasst“, erläutert Dr. Taga.
Weiteres Umsatzminus
Entsprechend düster fällt auch die Prognose der Autoren aus. Demnach werden die Umsätze der europäischen Telekommunikationsanbieter bis 2016 trotz des Wachstums mit LTE um 1,8 Prozentpunkte pro Jahr sinken. Ohne LTE wäre der in diese Zahl bereits eingerechnete Umsatzrückgang im Basis-Mobilfunkgeschäft (Sprache und Text) mit minus 2,6 Prozent sogar noch deutlicher für die Anbieter. Um auf den Wachstumspfad zurückkehren zu können, müsste der monatliche Umsatz pro Kunde mit LTE-Datendiensten von derzeit zehn bis 2016 auf 17 Euro ansteigen. Auch das Geschäft mit mobilen Internetdiensten und Apps kann kaum etwas an diesen Umsatzrückgängen ändern.
Österreich: Wettbewerb um Spektrum
Durch die Multi-Band-Auktion (800/900/1800 MHz) im Herbst dieses Jahres ergibt sich in Österreich eine spannende Sondersituation. Die Ersteigerung von Spektrum ist für Netzbetreiber die Voraussetzung, gleichsam der „Rohstoff“, um in den nächsten 20 Jahren am Markt erfolgreich tätig zu sein. Aufgrund der abgesenkten Eintrittsbarrieren ergibt sich auch ein klares Potenzial für einen Neueinsteiger.
Grundsätzlich kommt den Anbieten die Tatsache zu Hilfe, dass die Markteinführung von LTE zwar sehr kapitalintensiv ist, der anschließende Betrieb des Netzes jedoch wesentlich kostengünstiger als bei älteren Mobilfunkgenerationen. Daher werden insbesondere schlank aufgestellte Mobilfunkunternehmen künftig im Wettbewerb deutliche Vorteile haben. Für kosteneffiziente Wettbewerber könnte LTE daher ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil sein.
Zu einer Situation wie in Tschechien wird es allerdings nicht kommen, davon ist Experte Taga überzeugt. Dort wurde die Frequenzvergabe abgebrochen, weil sich die Teilnehmer an der Auktion – basierend auf einem veralteten Auktionsdesign und problematischen Auktionsregeln – risikolos immer höher lizitiert haben. Da Tschechien ohnehin bereits europaweit die höchsten Mobilfunkpreise verzeichnet, wurde die Auktion durch den Regulator abgebrochen – die gebotenen Summen hätten sich niemals zurück verdienen lassen.
Es ist auch darauf hinzuweisen, dass der gesamte Prozess der Neuverteilung von Spektrum in Österreich mit der Auktion im September/Oktober 2013 nicht beendet ist. Nach der Auktion ist zuerst das vorhandene Spektrum im 900 und 1800 MHz Band zu defragmentieren. Dieser Prozessschritt erfordert die Kooperationsbereitschaft aller Netzbetreiber und soll unter der Moderation der RTR abgewickelt werden. Danach erfolgt als nächster Schritt das Refarming, d.h. die Umstellung der ursprünglich exklusiv für GSM gewidmeten Bänder auf UMTS bzw. LTE, auf Basis der entsprechenden Anträge der Betreiber. Parallel dazu, jedoch mit einem längeren Zeitbedarf, erfolgt die Frequenzumstellung der Netze durch die Netzbetreiber. Diese Prozessschritte stellen insgesamt einen hochkomplexen Prozess dar, der durch den Regulator in enger Kooperation mit den Netzbetreibern effektiv und effizient abgewickelt werden muss und jedenfalls weit ins Jahr 2014 hineinreichen wird.
Handlungsoptionen für die Anbieter
Insgesamt bieten sich den Netzbetreibern fünf Ansatzpunkte zur Verbesserung ihrer Situation:
- Überarbeitung der Tarifstrukturen
- Partnerschaften mit anderen Unternehmen für das Angebot neuer Dienste
- Kostentransformation
- Small Cells und Wifi-Offloads
- Gemeinsamer Betrieb von LTE-Netzen, sofern Konsolidierung keine Option ist und der gemeinsame Betrieb seitens der Kartellbehörden als wettbewerbsverträglich beurteilt wird.
Über Arthur D. Little
Als erste Unternehmensberatung der Welt ist Arthur D. Little seit mehr als 125 Jahren am Markt erfolgreich. Wir verbinden Strategie, Innovation und Technologie mit profunder Industrieexpertise. Wir unterstützen unsere Klienten mit nachhaltigen Lösungen für Herausforderungen komplexer Geschäfte und Prozesse und sind auf diese Weise an der Erneuerung ganzer Geschäftsfelder beteiligt. Arthur D. Little hat einen kooperativen Arbeitsstil, außergewöhnliche Mitarbeiter und eine firmenweite Verpflichtung an Qualität und Integrität.
Aussender: Arthur D. Little Austria GmbH
Ansprechpartner: Dr. Karim Taga
E-Mail: taga.karim@adlittle.com
Tel.: +43-1-515 41 – 43
Website: www.adlittle.at
Quelle: www.pressetext.com/news/20130416028