Apotheken-Öffnungszeiten: Vorteile nur für „Rosinenpicker“

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Wien (pts025/02.08.2011/17:00) – „Längeres Offenhalten der Apotheken an Samstagnachmittagen ist ein Thema, das regelmäßig von einigen Branchenkollegen aufgewärmt wird. Die Sinnhaftigkeit unter dem Aspekt der Medikamentenversorgung der heimischen Bevölkerung steht dabei aber nicht zur Debatte“, ist Mag. pharm. Raimund Podroschko, Vizepräsident des Verbands Angestellter Apotheker Österreichs (VAAÖ) überzeugt. In der Diskussion um die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten nimmt der Verband eine klare Position ein: Samstagnachmittag offen zu halten ist lediglich ein Vorteil für ein paar Rosinenpicker, deren Apotheken an Standorten in einer hohen Frequenzlage, wie beispielsweise in Einkaufszentren, liegen. Damit würden die, deren Lage ohnehin schon vorteilhaft ist, noch mehr profitieren. Die Schere zu benachteiligten Standorten geht dann noch weiter auf, das können wir in einem gesundheitlichen Solidarsystem, in dem alle die gleichen Versorgungspflichten haben, nicht akzeptieren“, betont Podroschko. Einzelne Wiener Apotheker wollen dem Beispiel anderer Bundesländer folgen und künftig auch an Samstagnachmittagen offen halten. Derzeit ist das in Wien nicht erlaubt, Grazer und Salzburger Apotheker haben die Möglichkeit samstags bis 18.00 Uhr geöffnet zu haben.

Warum Wien anders ist, erklärt der VAAÖ-Experte: „Wir haben in Wien nicht nur eine höhere Apothekendichte als in anderen Bundesländern, sondern auch eine wesentlich höhere Anzahl an Apotheken, die täglich und auch nachts ihren Bereitschaftsdienst versehen. Für viele kleine Apotheken sind diese Dienste bereits jetzt ein Minusgeschäft. Im Falle eines Offenhaltens einer in der Nähe liegenden großen Apotheke würde diese Diskrepanz noch extremer ausfallen“, erklärt Podroschko. Viel wichtiger sieht der VAAÖ das Anliegen der Wiener Lokalpolitik, die Apothekenöffnungszeiten jenen der Ordinationsöffnungszeiten von Ärzten anzupassen. „Das würde wirklich Vorteile für die Patienten und die Versorgung der Bevölkerung bringen“, ist der VAAÖ-Vertreter überzeugt. Nur „einfach länger offen zu halten“, ist kein Geschäft für die Apotheken, denn: bei unverändertem Personalstand verlagert sich die Arbeit auf mehr Stunden bei gleichbleibenden Umsätzen und führt daher unweigerlich zu einer geringeren Dichte an fachlich qualifiziertem Personal.

Geschäfte mit Medikamenten sind geschützt- damit steht Österreich in Europa nicht allein da und das hat auch seinen Sinn. So wie nicht an jeder Ecke eine Apotheke eröffnen darf – der Gebietsschutz regelt unter anderem, dass die Entfernung zwischen zwei Apotheken nicht weniger als 500 m betragen darf und mindestens 5.500 Personen zu einem Versorgungsgebiet gehören müssen – so darf auch nicht ohne fachliche Qualifikation mit Arzneimitteln gehandelt werden. Arzneimittel sind ausschließlich in Apotheken zu verkaufen, das gilt sowohl für rezeptpflichtige als auch für rezeptfreie Produkte. Denn nur in Apotheken kann eine auf den Kunden abgestimmte Beratung von pharmazeutischem Fachpersonal auf hohem fachlichen Niveau mit entsprechendem pharmazeutischen Hintergrundwissen garantiert werden. „Wir genießen als Gesundheitsanbieter bestimmte Schutzmaßnahmen, die sind aber auch notwendig, um eine hohe Qualität der Betreuung und Beratung der Patienten aufrecht zu hallten. Daher müssen wir uns gerade bei den Ladenschlusszeiten nicht auf den Vergleich mit Drogeriemarktketten zurückziehen“, wehrt sich Podroschko vehement gegen das Argument, dass aufgrund der Öffnungszeiten Umsätze an Drogeriemärkte wandern.

Überall dort, wo in Europa der Gebietsschutz für Apotheken aufgehoben wurde, wird er sukzessive wieder eingeführt, denn die Folge war ein Aussterben der Apotheken in ländlichen Gebieten. „Zudem sinkt die Qualität, denn nur wirtschaftlich gesunde Betriebe können es sich leisten, gut ausgebildetes Personal anzustellen. Wer sich also ein hochwertiges Gesundheitssystem wünscht und von qualifiziertem Fachpersonal in Sachen Gesundheit bestens beraten werden möchte, der tut gut daran, den vielen Apotheken außerhalb von Frequenzlagen nicht durch längere Öffnungszeiten die Existenzgrundlage zu rauben!“

Über den VAAÖ
Parteipolitisch unabhängig vertritt der VAAÖ die beruflichen und sozialen Interessen der angestellten ApothekerInnen. Der VAAÖ bietet fachkundige Beratung und Unterstützung vom Abschluss eines Dienstvertrages bis zu dessen Auflösung, aber auch in Fragen der Sozialversicherung und des Lohnsteuerrechts unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Apothekerberufes. Für Mitglieder wird eine Vielzahl an Serviceleistungen angeboten, auf die sie bei unterschiedlichen mit dem Berufsleben zusammenhängenden Fragen rasch und kostenlos zugreifen können. Die kollektivvertragsfähige berufliche Interessenvertretung der angestellten Apotheker feiert heuer ihr 120-jähriges Bestehen.

Kontakt: VAAÖ – Verband Angestellter Apotheker Österreichs, Spitalgasse 31/3, A – 1090 Wien, Tel.: +43 (1) 404 14 / 400, Fax: +43 (1) 404 14 / 414, E-Mail: info@vaaoe.at , Internet: www.vaaoe.at

Aussender: VAAÖ
Ansprechpartner: Mag. Raimund Podroschko
E-Mail: info@vaaoe.at
Tel.: +43 (1) 404 14 / 400
Website: www.vaaoe.at

Quelle: www.pressetext.com/news/20110802025

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