Bei Lebensversicherungen nicht nur das Angebot prüfen

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Im Umgang mit Geld sollten sich die Anleger langsam aber sicher an den Gedanken gewöhnen, dass die Zeiten des geordneten Normalzustandes wohl für längere Zeit vorbei sind und die Zeit nach der Krise immer auch die Zeit vor der Krise bedeutet. Dies gilt vor allem für jene Anlagen, welche besonders lange laufen: Renten- und Lebensversicherungen.

Früher waren die Erträge im schlimmsten Fall einfach o.k.

Jahrzehntelang konzentrierten sich die Anleger bei der Auswahl ihrer Renten- der Lebensversicherungslösung einzig auf das Vergleichen der präsentierten Angebotswerte. Meist machte das Rennen, wer dem Kunden eine bessere Prognose präsentieren konnte, bzw. wessen Vertreter den Kunden von der besseren Qualität der eignen Prognose überzeugen konnte.

Natürlich gab es immer Unterschiede in der Ablaufleistung, aber die Produkte waren mehr oder minder gleich strukturiert, weshalb die Differenzen nicht wirklich dramatisch waren. Außerdem sorgten der relativ hohe Garantiezins und das Steuerprivileg dafür, dass die meisten Anleger (d.h. jene die den Vertrag von Anfang bis Ende durchgehalten haben) eine anständige Rendite einstreichen konnten.

heute riskiert man Vermögensverluste

Inzwischen ist aber nicht nur das Steuerprivileg gefallen und der Garantiezins gesunken, die Produktvielfalt hat massiv zugenommen, seit den Gesellschaft im Zuge der steuerlichen Neuregelung die Fesseln genommen wurden. Heute liegt bei Lebens- und Rentenversicherungen der Teufel im Detail. So braucht es schon ziemlich gute Fachkenntnisse, um hinter die versteckten Kostenstrukturen einer anteilsgebunden Fondspolice blicken zu können.

Weitaus bedeutender aus meiner Sicht ist jedoch, dass die Solidität einer Lebensversicherungsgesellschaft, d.h. die finanzielle Verlässlichkeit für die Zukunft, in den letzten Jahren stark gelitten hat. Das hängt an verschiedenen Faktoren:

  1. Die versprochenen Zinsen der Vergangenheit können mit den konservativ erzielbaren Erträgen nur bedingt finanziert werden. Viele Gesellschaften leben deshalb von Ihren Reserven.
  2. Einige große Gesellschaften nutzen derivative Instrumente, um trotzdem in der Lage sein, den notwendigen Ertrag zu erwirtschaften. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass solche Geschäfte keinerlei Sicherheit bieten. Sie stehen niemals alleine da, sondern sind eingebettet in ein riesiges Mosaik von Verpflichtungen und Absicherungen. Fällt ein Steinchen aus dem Bild, weiß absolut niemand, ob die Lücke dazu führt, dass das ganze Konstrukt auseinander fällt.
  3. Das meiste Geld legen Lebensversicherungsgesellschaften bei einem Schuldner an, welcher mit Geld nicht umgehen kann: dem Staat. Die Griechenland-Tragödie hat gezeigt, dass zahlreiche Staaten vor riesigen Problemen stehen und selbst im reichen Europa ein Zahlungsausfall vorkommen kann. Damit relativiert sich auch die Finanzstärke der Gesellschaften in dramatischster Weise.

Absolute Sicherheit war gestern

Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Es gibt die absolute Sicherheit in Finanzfragen nicht mehr. Das bedeutet zum einen, dass wir als Anleger uns das erhöhte Risiko durch einen im gleichen Masse erhöhten Zins abgelten lassen müssen (was aber bei Bundesanleihen, etc. derzeit nicht geschieht). Und wir müssen unsere Gläubiger besser prüfen. Das gilt auch für Versicherungsgesellschaften.

Es reicht also nicht, sich lediglich das Angebot für eine Rentenversicherung anzuschauen – denn Papier ist und bleibt geduldig. Wir müssen die Qualität der Gesellschaft ebenfalls berücksichtigen. Das können wir als Einzelanleger natürlich nur bedingt. Doch dazu gibt es ja andere Organisationen, welche uns der Wahrheit, wenn auch nicht der absoluten Gewissheit, ein Stück näher bringen können. Wenn Sie dazu nicht in der Lage sind, müssen Sie unbedingt die Dienste eines passenden Beraters, einer passenden Beraterin in Anspruch nehmen.

Kostet erst einmal etwas. Spart aber extrem viel Ärger und zahlt sich am Ende so oder so aus.

Autor: Daniel S. Batt
Daniel S. Batt, Finanzplaner mit eidg. FA (FH), www. vorsorgeportal.org

P.S. Lesen Sie dazu auch den Artikel des Fachmagazines procontra. Sehr empfehlenswert!

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